Nutzen was schon vorhanden ist – das ist eine der Maximen meiner Arbeit. Und mit der folgenden Methode gelingt es das vorhandene Wissen, die Erfahrungen und die vielfältigen Perspektiven in Unternehmen und Teams sichtbar zu machen und zu nutzen. Und zwar für ganz konkrete Problem- und Fragestellungen, die die Menschen in ihrem Arbeitsalltag beschäftigen.
Worum geht es?
Peer Consulting, Kollegiale Fallberatung, Reflecting Team – you name it.
Viele Namen, ein Ziel: zu einer konkreten Situation frische Impulse, neue Perspektiven und möglichst viele Ideen bekommen. Dafür eignet sich diese Methode exzellent.
Ob in einer Gruppe von Führungskräften, einer Runde mit Kolleg:inn:en oder in einem Netzwerk – Peer Consulting funktioniert überall dort, wo Menschen mit Offenheit und gegenseitiger Wertschätzung zusammen kommen und es nicht um „recht haben“ oder“ich weiß es besser“ geht.
Und wo Interesse an unterschiedlichen Perspektiven und Sichtweisen besteht.
Wie läuft Peer Consulting ab?
Das Peer Consulting startet mit 1️⃣ der Beschreibung der Problemstellung durch die Person, die sich Impulse und Ideen für eine bestimmte Situation wünscht. Worum geht es? Was ist bisher passiert? Was wurde schon probiert? Oft wird durch die Beschreibung auch noch klarer, was eigentlich genau die Fragestellung ist und was mit dem Peer Consulting erreicht werden soll. Die Peers (Berater:inn:en) können zu diesem Zeitpunkt Verständnisfragen stellen 2️⃣.
Aber noch keine Lösungen😉
Wenn alle Verständnisfragen geklärt sind und die Fragestellung klar formuliert ist, geht es in die Consulting Runde 3️⃣. Die Peers können hier wilde Hypothesen aufstellen, mutig spekulieren, Beobachtungen teilen und Vermutungen anstellen.
Wichtig hierbei: 4️⃣ Fallgeber:in ist nicht Teil dieses Austausches, sondern dreht sich weg von den Peers – schaut zum Fenster raus oder in eine andere Richtung, sagt nichts und reagiert nicht auf die Aussagen der Peers. Im virtuellen Raum dazu einfach Kamera und Ton ausschalten.
Nach der Hypothesen-Runde geht es ans Lösungen finden 5️⃣ – hier hat alles an Ideen, Erfahrungen, Vorschlägen Platz, was den Peers so in den Sinn kommt. Es geht nicht darum, jede Idee bis ins Kleinste zu diskutieren oder zu bewerten, sondern für die Situation möglichst viele, unterschiedliche Lösungen zu sammeln. Auch in dieser Phase bleiben die Peers unter sich. Fallgeber:in hört zu und macht sich Notizen.
Zum Abschluss 6️⃣ dreht sich der/die Fallgeber:in wieder zu den Peers bzw. macht Kamera und Ton wieder an. Und teilt mit den Peers was auch immer er/sie möchte – was war hilfreich? was hat inspiriert? was hat Potential für eine Weiterverfolgung?…
Wofür eignet sich Peer Consulting?
Du wünschst Dir zu einer konkreten Situation frische Impulse, neue Perspektiven und möglichst viele Ideen? Du stehst vor einem Problem und suchst nach Lösungsmöglichkeiten? Dich interessiert, wie andere mit einer bestimmten Situation umgehen und welche Erfahrungen sie schon gemacht haben? Für solche Situation ist Peer Consulting eine super Vorgehensweise.
Hier noch einige Beispiele für Fragestellung aus Peer Consulting Sessions:
- Wie gehe ich damit um, wenn Teammitglieder demotiviert sind?
- Ich übernehme ein neues Team. Wie kann ich meinen Einstieg gestalten?
- Ich stehe nicht wirklich hinter der geplanten Neuausrichtung unseres Bereiches. Wie kann ich damit umgehen?
- Mein Chef ignoriert meine Vorschläge. Was kann ich tun?
- Wie schaffe ich es mit meinem Team trotz Home Office in Kontakt zu bleiben?
Voraussetzungen & Timing
Um die Potentiale des Peer Consultings möglichst gut zu nutzen, helfen folgende Rahmenbedingungen:
- 5-7 Teilnehmende pro Peer Group sind optimal. So können noch alle zu Wort kommen und es gibt unterschiedliche Perspektiven.
- Ich empfehle feste Gruppen zu bilden und diese über einige Peer Group Sessions zusammen zu lassen. Wenn die Teilnehmenden bereits Erfahrungen mit der Methode haben, funktioniert es auch gut in wechselnden Gruppenzusammensetzungen.
- Mit einer Time Box von einer Stunde habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Kurzes Ankommen (Check In), sammeln von Fragestellungen aus der Runde, Bearbeiten von ein bis zwei konkreten Fragestellungen, Check Out.
Profi Tipps
Damit das Peer Consulting richtig gut funktioniert und Mehrwert bringt, achte ich insbesondere auf folgende Punkte:
- Zu Beginn eines Peer Consultings kurz gemeinsam ein paar Spielregeln vereinbaren. Zum Beispiel „was hier besprochen wird, bleibt auch hier“. Und wichtig: die Verantwortung für die Inhalte tragen die Peers, nicht die Person, die moderiert.
- Die Phasen des Peer Consultings visualisieren, z.B. am Plipchart oder auf einem Whiteboard. Inklusive grober Zeitangaben pro Phase.
- Eine unbeteiligte Person übernimmt die Moderation sowie das Time Keeping. Zumindest bis die Gruppe mit einigen Peer Consulting Sessions Erfahrungen sammeln konnte.
- Je konkreter die Fragestellung, desto konkreter werden auch die Ideen und Ergebnisse sein. Hier kann folgende Frage helfen: Was genau wünschst Du Dir von der Beratung durch Deine Peers?
- Wenn Lösungsideen kreiert werden, achte ich als Moderatorin darauf, dass die Ideen nicht von den anderen bewertet oder in Frage gestellt werden. Die Bewertung, ob eine Idee hilfreich ist, übernimmt ausschließlich die Person, die die Fragestellung eingebracht hat.
Und falls Du jetzt Lust bekommen hast, Peer Consulting auszuprobieren, melde Dich gerne.
Auch über Erfahrungen mit Peer Consulting freue ich mich in den Kommentaren.
0 Kommentare